Nach dem Mauerfall: Diskussion um Albert Camus "Der Mensch in der Revolte"
Vom 15.-16. Juni 1991 fand in Berlin im Großen Saal eines früheren Gebäudes der Sozialistischen Einheitspartei eine gemeinsame Tagung der Evangelischen Akademie Berlin-Brandenburg, des Zentralinstituts für Literaturgeschichte und des Französischen Kulturzentrums statt - eine einmalige Zusammenarbeit von Institutionen, wie es sie vor- und nachher nie wieder gab. Titel der Tagung war: "Ich revoltiere, also sind wir." Albert Camus' politisches Hauptwerk, Der Mensch in der Revolte wurde vierzig Jahre nach seinem Erscheinen auf seine Kritik an den geistigen Grundlagen des autoritären Sozialismus befragt. Die Beiträge dieser Tagung werden in diesem Buch der Öffentlichkeit vorgestellt.
Viele der rund 100 Menschen im Saal hatten zu DDR-Zeiten politische Verweigerungshaltungen und mehr oder weniger große Abweichungen vom allgemeinen Konformismus geübt. Sie hatten in den Jahren Gorbatschows politische Veränderungen gefordert und dann den unerwarteten Erfolg mutiger und fantasievoller Aktionen erlebt. Gemeinschaftlichkeit und Solidarität waren für sie noch lebendig. Sie verstanden sich daher als Revoltierende im Sinne Camus'.
Die Herausgeberin, Brigitte Sändig, hatte schon in den Achtzigerjahren die erste Camus-Biografie in der DDR veröffentlicht. Zur Zeit der Tagung 1991 war sie als Romanistin und wiss. Mitarbeiterin am Zentralinstitut für Literaturgeschichte, Berlin, beschäftigt. Heute ist sie Professorin für Romanische Literaturwissenschaft / Französisch an der Universität Potsdam.
Aus dem Inhalt:
Buch, 192 Seiten