Leute, die schreiben, haben es mit der Phantasie. Selbst dann, wenn sie nur aufzählen, wieviele Semmeln in den Teig von Semmelknödeln gehören. Wenn sie damit nicht aufhören können, wird nämlich irgendwann einfach ein Sketch daraus, wie der von Karl Valentin über die Anzahl von Semmeln, die in einen Knödelteig gehören. Das Sinnieren darüber wird damit auf einmal zu Literatur und kann in die Geschichte eingehen. Wenn diese auch bloß Literaturgeschichte ist.
Die hier vorliegenden Kurzgeschichten entspringen einer Optik, wie sie bei E.T.A. Hoffmann zu finden ist, sich bei E. A. Poe zeigt und bei modernen Schreibern wie Evelyn Waugh oder dem Dänen Finn Soeberg zur Blüte gelangt ist. Dass sich diese nicht mehr um Semmelknödel drehen, liegt in der Evolution moderner Kochpraktiken, bei denen andere Medien als ein holzbefeuerter Ofen die Dinge gar werden läßt. Wir wünschen dennoch guten Appetit.
Edition Wilde Mischung, Band 24 (2002)
Buch, A6, 67 Seiten