Über die Arbeiterkämpfe in Barcelona und Paris 1936-38
Mit einem Vorwort von Karl Heinz Roth und Marcel van der Linden
Die spanische Revolution 1936 und die Fabrikbesetzungen im Frankreich der Volksfront-Regierung bilden noch immer wichtige Bezugspunkte von Bewegungen, die Kapitalismus und jede Herrschaft aufheben wollen. Aber stimmen unsere Wahrnehmungen und "Lehren", die aus den vielfältigen individuellen und kollektiven Formen des damaligen Arbeiterwiderstands gezogen wurden?
Michael Seidmans materialreiche historische Studie zeigt, dass in Spanien wie in Frankreich unter unterschiedlichen Bedingungen radikale Praktiken der Arbeitsverweigerung anhielten, ja sogar aufblühten. Revolution hieß für die Arbeiter und Arbeiterinnen in Barcelona und Paris nicht mehr, sondern weniger arbeiten. Die Aufhebung der Lohnarbeit rückt durch diese Studie wieder ins Blickfeld der Gesellschaftsutopie.
Zwangsläufig konzentriert sich Seidman dabei auf den Kern der spanischen Revolution, nämlich die Abläufe in den Betrieben. Damit hebt sich sein Werk ab von der teils romantischen, vielfach jedoch auf die Front fixierten Literatur zum spanischen Bürgerkrieg. Außerdem bietet Seidman eine umfassende Darstellung der französischen Fabrikbesetzungen, über die es in deutscher Sprache bisher nur spärliche Veröffentlichungen gibt.
Mit seiner Forschung füllt Seidman eine bisher kaum wahrgenommene Lücke in der Geschichtsschreibung der Arbeiterbewegung. Das Buch veranschaulicht, dass sich aktuelle Diskussionen zur Kritik der wachstums-, profit- und produktionsorientierten Wirtschaft auf eine untergründig verlaufende, proletarische Verweigerungstradition beziehen können.
Buch, 477 Seiten