Wie die Sabotage unter die ArbeiterInnen kam
Die Sabottage ist die kleine Schwester des Boykotts. Und Himmelarsch, in einer Vielzahl von Fällen, in denen der Streik unmöglich ist, kann sie den Proleten verflucht gute Dienste leisten... Angenommen, zum Beispiel, eine Schwitzbude, deren Chef plötzlich von der Raffgier befallen wird - mag sein, dass er sich eine neue Mätresse zugelegt hat oder dass er mit dem Kauf eines Schlosses liebäugelt... oder irgendeine andere Flause, die ein Heidengeld kostet. Der Dreckskerl zögert keine Sekunde: Um den Profit zu machen, auf den er spekuliert, kürzt er seinen Malochern den Lohn - unter dem Vorwand, die Geschäfte liefen schlecht - Teufel noch eins, an schlechten Gründen fehlt es ihm nicht! Angenommen, der räudige Schuft hat die Sache so geschickt eingefädelt, dass sein Erpressungsmanöver mit einer so vertrackten Situation zusammenfällt, dass die Proleten nicht imstande sind zu streiken. Was wird passieren? In Frankreich werden die Gepiesackten ordentlich murren, den Blutsauger verfluchen. Ein paar von ihnen - die Gewitztesten - werden Rabatz machen und die Brocken hinschmeißen. Aber der Rest wird sich in sein Schicksal fügen. In England geht es anders zu, Himmelarsch! Und zwar dank der Sabottage.
Heimlich raunen sich die Fabrikproleten die Parole zu: "He Leute, wir sabottieren... also sachte, ja, immer mit der Ruhe!..." Und ohne viel Aufhebens läuft die Produktion langsamer. Und zwar so langsam, dass der Chef, wenn er kein kompletter Idiot ist, nicht auf seiner Lümmelei besteht: Er wird zum alten Tarif zurückkehren - weil er gemerkt hat, dass er bei dem Spielchen, auch wenn er jedem Arbeitsmann fünf Sous täglich abluchst, vier Mal so viel verliert. Es lohnt sich also, auf Draht zu sein, einen guten Riecher, Grips im Schädel und Feuer im Arsch zu haben.
Émile Pouget
Broschüre, 54 Seiten
Autor*innen: FAU Frankfurt/Main (Hg.)
Autor*innen: Erich Mühsam
Autor*innen: Ricardo Flores Magon
Autor*innen: Rudolf Rocker
Autor*innen: Alexander Berkman