Vor einigen Jahren ist in der radikalen Linken in Deutschland eine Strategiedebatte darüber entbrannt, wie die politische Arbeit von einer Fokussierung auf die eigene Szene weg und hin zur breiteren Gesellschaft und ihren sozialen Auseinandersetzungen verlagert werden kann. Aus dieser Suchbewegung sind unterschiedliche Stadtteilgruppen hervorgegangen, die versuchen, Profitorientierung, Konkurrenz und Vereinzelung eine solidarische und bedürfnisorientierte Praxis entgegenzusetzen, indem sie in Form von Basisarbeit an die lokalen Lebensbedingungen anknüpfen und entlang von Alltagskonflikten zu einer Politisierung des Stadtteils beitragen. In der aktiven Hinwendung zu den Nachbar*innen unterscheiden sie sich von klassischen Infoläden und linken Szenetreffs, zugleich grenzen sie sich durch den revolutionären Anspruch klar von Sozialarbeit und reformistischen Ansätzen ab. Ihre Organisierungsversuche im Stadtteil erstrecken sich unter anderem auf Miet- und Arbeitskämpfe, Feminismus und Care-Arbeit sowie Antirassismus und verbinden damit auf lokaler Ebene Themen unterschiedlicher sozialer Bewegungen.
Um zu einer Weiterentwicklung dieses Praxisansatzes beizutragen, hat die Gruppe ›Vogliamo tutto‹ fünf dieser Initiativen (aus Hamburg, Bremen, Münster und Berlin) zu ihren bisherigen Erfahrungen und längerfristigen Perspektiven befragt und wollte wissen, wie genau ihre Praxis aussieht, was ihre Strategie ist, was warum gelingt und was nicht.
Die Gespräche liefern reichhaltiges Reflexionsmaterial – sowohl für Aktivist*innen, die eine ähnliche Praxis verfolgen oder planen, als auch für alle, die sich fragen, wie wir zu einer emanzipatorischen Transformation unserer Gesellschaft beitragen können.
Buch, 208 Seiten
Autor*innen: Philipp Kellermann (Hg.); Gruppe russischer Anarchisten in Deutschland
Autor*innen: Infogruppe Bankrott (Hg.)