Streitgespräche oder: "Sprechen nach Auschwitz"
Schuldfrage, Selbstbezichtigung und schlechtes Gewissen haben keinen anderen Ausweg aus der deutschen Geschichte gezeigt - denn dass die Geschichte der deutschen Sprache über Auschwitz führt, hat, vor Adorno, schon Karl Kraus in der "dritten Walpurgisnacht" nachgewiesen. Bevor ein Ausweg im Wiedererwachen deutschen Nationalgefühls gesucht wird, könnte, in Augenblicken leisen Zögerns, ein Text wie Jean-François Lyotards "Streitgespräche, oder: Sprechen nach Auschwitz" seinen Dienst tun: die besorgte Selbstreflexion deutschen Denkens seit 1945 durch eine fremde Rezeption "entspanne" und - ohne Auschwitz zu verdrängen! - an die gemeinsame europäische Philosophiegeschichte neu anknüpfen.
Buch, 75 Seiten