Marx’ Philosophie stellt ein außergewöhnlich radikales Protokoll symptomatologischen Lesens dar, in dem Balibar einer Frage nachgeht, mit der sich Marx nie ausführlich auseinander gesetzt hat – welchen Status besitzt seine Intervention in die Philosophie. Am Leitfaden dieser Frage verfolgt er Marx’ Denken bis in die Momente hinein, in denen es schweigt oder von Idealisierungen blockiert bleibt.
Er beginnt mit Marx’ Forderung, eine Nicht- oder Anti-Philosophie zu betreiben, die einen der spekulativsten philosophischen Akte beinhaltet, nämlich im Feld der Philosophie selbst die Grenze zwischen Theorie und Praxis bestimmen zu wollen. Von dort aus wendet sich Balibar der Verknüpfung materialistischer und idealistischer Themen in den Begriffen Subjekt, Praxis und Produktion zu. An der Fetischismusthematik zeigt er, wie Marx mit der Idee der Realabstraktion und der Wertform die Kategorie des Imaginären in die Bewegungen des Realen verlegt, während es ihm auf der anderen Seite nicht gelingt, komplexe Begriffe zu entwickeln, die die Bindung der Menschen an die Ideologie erklären können. Gleichzeitig sucht Balibar nach den Elementen in Marx’ Denken, mit denen er die Geschichtsphilosophie von innen aufgesprengt hat, indem er antievolutionistische Vorstellungen pluraler Zeitlichkeit entwickelte.
Zum Schluss des Buches verfolgt Balibar die drei Pfade, auf denen sich Marx’ Denken gebildet und in zum Teil unvereinbare Perspektiven zerteilt hat: Subjektivität als antagonistisches gesellschaftliches Verhältnis verstehen, Ideologie in Form von Entfremdung und Realabstraktion begreifen, Geschichte in der immanenten Kausalität einer von ihren Widersprüchen vorangetriebenen ökonomischen Relationalität analysieren.
Das Buch rekonstruiert die Zukunft des Marxismus, die sich in seinen ungelösten Problematiken abspielen wird.
Buch, 240 Seiten