Gespräche über die Krise
Gespräche mit Tariq Ali, Elmar Altvater, Joachim Becker, Christian Felber, Erhard Glötzl, Joachim Hirsch, Jörg Huffschmid, Gabriele Michalitsch, Kurt Rothschild, Margit Schratzenstaller, Stephan Schulmeister, Winfried Wolf u.a.
Der Grazer Journalist und Sachbuchautor Christian Stenner beschäftigt sich seit drei Jahrzehnten mit ökonomischen Verhältnissen und deren sozialen Auswirkungen. Die dem Kapitalismus eigenen strukturellen Deformationen und zyklischen Krisen standen dabei immer im Zentrum seiner Wahrnehmung. Es lag also nahe, dass er sich unmittelbar nach dem Platzen der Immobilienblase in den USA aufmachte, um ausgesuchte SpezialistInnen zu den Hintergründen der aktuellen Krise und zu möglichen Ansätzen zu befragen, wie diese überwunden werden könnte. Zwischen April 2008 und Jänner 2010 entstanden auf diese Weise die vorliegenden Gespräche.
Schon die gestellten Fragen verweisen auf einen historischen und systemischen Ansatz, der die Krise nicht als bloßes Immobilien- oder Finanzdebakel sieht, sondern das Verwertungssystem als Ganzes im Visier hat. Wie kann ein scheinbar stabiles Wirtschaftssystem von heute auf morgen einbrechen? Haben wir wirklich über Jahrzehnte auf Pump gelebt und müssen jetzt die Konsequenzen tragen? Wie hängen die Krisen im Finanz- und im Realwirtschaftssektor zusammen? Warum führen steigende Unternehmensprofite zu Überproduktion und Spekulation? Und weiter: Ist die Krise schon überwunden - oder kommt der echte Crash noch? Welche Wirtschafts- und Finanzpolitik wäre nötig, um wirksam gegensteuern zu können? Kann die kapitalistische Marktwirtschaft überhaupt krisenfest gemacht werden? Ist eine "andere" Wirtschaft reine Utopie oder sind konkrete Ansätze dafür schon heute erkennbar?
Für das vorliegende Buch wurden die Interviews in Zusammenarbeit mit den Gesprächspartnern neu redigiert, gegebenenfalls aktualisiert und kapitelweise mit Einleitungen versehen. Die ExpertInnen bieten ein breites wissenschaftliches und ideologisches Spektrum an Erklärungen für die Krise an. Vom marxistischen Wirtschaftstheoretiker über den keynesianisch inspirierten Ökonomen bis hin zum Anhänger der sozialen Marktwirtschaft sind sich allerdings alle Gesprächspartner einig: Margaret Thatchers Spruch aus dem Jahre 1984 - "There is no Alternative" - hat in die neoliberale Sackgasse geführt. Was es heute braucht, sind einerseits Einsichten in den zerstörerischen Charakter des ungezügelten Kapitalismus und andererseits Alternativen zu einem auf Profit und Ausbeutung basierenden Wirtschafts- und Sozialsystem. Beides versucht dieses Buch zu vermitteln.
Buch, 192 Seiten