Hans Hautmann war einer der profiliertesten Historiker der österreichischen Arbeiterbewegung. Zu seinen Forschungsfeldern zählte die Rätebewegung und der revolutionäre Flügel des Proletariats, allen voran die Kommunistische Partei Österreichs. Mit seinem 1987 erschienenen Opus magnum über die „Geschichte der Rätebewegung in Österreich 1918–1924“ wurde Hautmann auch international bekannt.
Der vorliegende Band versammelt Hautmanns Schriften über die revolutionären Bestrebungen in der Arbeiterschaft gegen Ende des Ersten Weltkriegs und zu Beginn der Ersten Republik – eine Phase, die er als „österreichische Revolution“ charakterisiert. Hautmann entwickelt damit einen von Otto Bauer geprägten Begriff weiter, der sich auf das Andauern einer revolutionären Situation in Österreich von der Jahreswende 1916/17 bis in den Herbst 1920 bezieht. Innerhalb dieses Zeitraums gab es vier Höhepunkte: das Frühjahr 1917 (Gründung von Fabriksausschüssen), den Jänner 1918 (große Streikbewegung), den November 1918 (Republikgründung) und das Frühjahr 1919 (Rätebewegungen).
In der österreichischen Revolution erkennt Hautmann eine progressive Tradition, die aufzeigt, was unter bestimmten Voraussetzungen möglich und erreichbar ist, wenn sich die arbeitenden Menschen der Tugenden des Kampfes besinnen. Die revolutionären Veränderungen der Jahre 1917 bis 1920 bieten demnach auch heute ein Objekt der Identifikation für all jene, die eine wirkliche soziale und nicht bloß eine geheuchelte parlamentarische Demokratie anstreben. Emanzipation vom Obrigkeitsdenken und gesellschaftlicher Fortschritt, wie sie die österreichische Revolution prägten, können auch in Zeiten von Sozialabbau und Neoliberalismus Leit- und Vorbilder von gesellschaftspolitischem Handeln sein.
Buch, 256 Seiten