„Der Jude Mendel Beilis steht in Kiew seit Wochen vor den Geschworenen. Er wird beschuldigt, einen Christenknaben getötet zu haben. Mit ihm soll das Judentum angeklagt werden: die Tat soll begangen sein, weil das Blut von den Juden zu rituellen Zwecken gebraucht werde. Seit vielen Jahrhunderten kann dieses Blutmärchen so wenig sterben wie die Verfolgung der Juden durch die Völker, unter denen sie wohnen. Sozialismus ist Arbeit an der Menschheit, die, innen und außen, Wirklichkeit werden soll; und solange Völker, die sie selbst bleiben und doch die Menschheit bilden, andre Völker dulden und sich mit ihnen zum Bunde vereinen sollen, gegen ein einziges Volk Unrecht begehen oder begehen lassen, so lange ist der Weg zur Menschheit versperrt.“ (Gustav Landauer)
„Die Tatsachen sind in Wirklichkeit diese: obgleich es feststeht, dass Beilis unschuldig ist, ist es dennoch ebenso unerschütterlich feststehend, dass sämtliche Religionen, sobald sie zur Theologie wurden, Schreckenstaten des Verbrechens, ihres finsteren Fanatismus verübten; sowohl Judentum als auch Christentum, wie alle andern Religionen – und es gibt deren eine große Anzahl – haben in ihren Theologien die entsetzlichsten Verbrechen als gottgefällige Opfer, Weiheopfer gefeiert. Leider lernen die Völker und wird ihnen überhaupt nur die Theologie, nicht der erhebende Geist ihrer geläuterten Gefühlsstimmung und ihres Idealismus gelehrt." (Pierre Ramus)
Broschüre, 34 Seiten