Das besondere Interesse der vorliegenden Arbeit, deren Gewicht auf drei Schwerpunkten liegt, gilt der Selbstorganisation jüdischer Frauen in Vereinen und den Arbeits- und Lebensbedingungen armer jüdischer Frauen und Mädchen. Die Autorin hat zu diesem bisher kaum behandelten Thema der historischen Frauenforschung u. a. die Quellen der Central Archives for the History of the Jewish People und des Jerusalemer Leo-Baeck-Institute intensiv gesichtet.
Die Untersuchung steht zum einen im Kontext der österreichischen Frauengeschichte, zum anderen in jenem der Geschichte der Wiener jüdischen Gemeinde. Themen sind Kernfragen wie z. B. Kinderarbeit aber auch das Phänomen Antisemitismus im schulischen Umfeld. Aus dem Thema der Arbeitsbedingungen für Arbeiterinnen ergibt sich z. B. die Frage nach Frauenfeindlichkeit in der Berufswelt; schließlich wird auch die ideologische Differenz zwischen der Welt der jüdischen Arbeiterinnen und jener der bürgerlichen Frauenbewegung thematisiert, wo gerade der Frau die Verantwortung für das Wahren religiöser Traditionen zukam.
Dies ist vor allem die Geschichte der assimilierten jüdischen Frauen in Wien und damit auch ein Beitrag zur Frage nach der jüdischen Identität. Damit ist jene "deutsch-jüdische Ethnizität" angesprochen, wie es einige Forscher genannt haben. Gemeint ist die Integration deutscher und jüdischer Elemente, aus denen ein Drittes entstanden ist.
Buch, 352 Seiten (Hardcover)