Mary Wollstonecraft (1759 - 1797). Menschenrechtlerin
"Ich liebe den Mann als meinen Gefährten; aber seine Herrschaft, sei sie rechtmäßig oder angemaßt, erkenne ich nur dann an, wenn die Vernunft eines Individuums mir diese Huldigung gebietet: und selbst dann unterwerfe ich mich nur der Vernunft, nicht dem Manne." Radikale Sätze aus England, die vom deutschen Übersetzer prompt eine harsche Kritik erhielten! Der Mann ist das starke, die Frau das schwache Geschlecht - so heißt es seit uralten Zeiten. Gern haben "die Herren der Schöpfung" die Geschichtsschreibung nach ihren Bedürfnissen und Vorstellungen genutzt; die Leistungen der Frauen wurden ignoriert. Frauen, die Ungewöhnliches leisteten, bekamen die Macht der Männer und ihre Konkurrenzangst zu spüren. Die Welt sähe anders aus, hätte es nicht immer wieder Menschen gegeben, die sich mutig gegen Unterdrückung und Engstirnigkeit wehrten. Ein solcher Mensch war Mary Wollstonecraft, die bei Zeitgenossen als politische Publizistin und radikale und streitbare Feministin gleichermaßen bekannt war.
In den mehr als zwei Jahrhunderten nach Mary Wollstonecrafts Veröffentlichung "Die Verteidigung der Rechte der Frau" wurde die Verfasserin zu einer Ikone des modernen Feminismus. Die Suche nach dem idealen Mann (die der Autorin manche Niederlage bescherte), dem wirklichen Partner der Frau - 200 Jahre vor unserer Genderdiskussion: ein aufwühlender Gedanke. Obwohl sie im 18. Jahrhundert lebte, erinnert Mary Wollstonecraft an eine Frau unserer Zeit. Ihr ganzes Leben lang kämpfte sie um die Anerkennung der Würde der Frau und ihre Befreiung von männlicher Vorherrschaft, gegen eine extrem patriarchalisch orientierte Gesellschaft, die ganz selbstverständlich von der geringeren Intelligenz und dem geringeren Wert der Frau ausging und ihr darum fast jede Bildungsmöglichkeit vorenthielt.
Buch, 220 Seiten