Der neue kulturelle Antisemitismus aus der Mitte der Gesellschaft
Um das Jahr 100 d.Z. verfasst der römische Bürger judäischer Abstammung mit dem Namen Flavius Josephus in Rom seine Schrift Gegen Apion. Darin tritt er für sein viel-fach geschmähtes, verleumdetes Volk ein. Denn schon lange vor der Zeitwende hat es in Kleinasien, Ägypten und Nordafrika, in Griechenland und Italien, ja sogar im fernen Spanien, Gallien und Germanien gehässige Angriffe auf Juden gegeben. Schon damals wurden Hass gegen und Neid auf die jüdischen Mitbürger geschürt dank gehässiger Hetzschriften aus der Feder damaliger „Persönlichkeiten“.
Flavius Josephus und die Verfasserin dieser Zeilen trennt eine Zeitspanne von beinahe zweitausend Jahren. Und doch wirkt das damals verträufelte Gift bis zum heutigen Tag fort. Zwar gibt es, gegenwärtig, in West- und Mitteleuropa nur selten tätliche Übergriffe, aber auch die unzähligen Nadelstiche sind mehr als beredt: Man spricht hinter -- noch -- vorgehaltener Hand von jüdischer Weltverschwörung und jüdischem Kapital, das die Welt umspanne.
Spätestens seit dem Herbst 1985 zeichnet sich ein „Ende der Schonzeit“ für Juden in Deutschland ab; erinnert sei an Der Müll, die Stadt und der Tod von Rainer Werner Fassbinder, den Vortrag des Berliner Historikers Ernst Nolte im Juni 1986 und den anschließenden „Historikerstreit“ und an Martin Walsers Rede in der Paulskirche im Herbst 1998. Aber auch Wissenschaftler und Pseudo-Wissenschaftler verbreiten gerne ihre „Wahrheiten“ über die Juden, ihre Religion und Kultur, über Israel und seine Entstehungsgeschichte.
Buch, 312 Seiten