Herausgegeben, bearbeitet und mit Annotationen versehen von Jochen Knoblauch
"Als bleibende Feinde des Autoritätsprinzips und seiner unseligen Folgen, werden die Anarchisten nach dem revolutionären Sturm, sowie vor und während desselben sich darauf beschränken, die Masse der Arbeiter immer wieder anspornen, sowie ihre Berater und Wegweiser zu sein. Sie werden die ersten Schritte der Masse stützen und die Richtung angeben für den endgültig geöffneten Weg der freien Organisation des sozialen Lebens." Sébastien Faure
"Wohlstand und Freiheit, jedem Individuum in seiner weitesten Möglichkeit gesichert, das ist das bleibende Ziel, auf welches die Anarchisten aller Zeiten ihren ganzen Willen gerichtet hatten und richten werden." Sébastien Faure
Im deutschsprachigen Raum ist der Name Sébastien Faure (1858 - 1942) weitgehend unbekannt. Der aus Frankreich stammende libertäre Pädagoge und Publizist, der u. a. einen starken Einfluss auf Emma Goldman und Louise Michel hatte, wurde nun von Jochen Knoblauch in Form einer Wiederveröffentlichung von drei seiner Broschüren wieder in das Bewusstsein zurückgeholt. Die drei veröffentlichten Essays Faures, die in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts erstmalig ins Deutsche übersetzt wurden, haben trotz der zeitlichen Differenz ihre Aktualität bewahrt. Beim ersten Essay handelt sich es um den Text "Die Anarchisten", der sich zeitgeschichtlich in die klassischen Selbstdarstellungen der Bewegung (z.B. Errico Malatesta: Anarchie, Alexander Berkman: ABC des Anarchismus) einreiht. In diesem Text versucht Faure entgegen der gängigen - und bis heute gebräuchlichen Missdeutungen des Anarchismus - etwas entgegenzusetzen. Anhand von den drei Aspekten: "Wer wir sind! Was wir wollen! Und was unser revolutionäres Ideal ist!" präsentiert er - zeitlich bedingt - ein streckenweise sehr pathetisches Bild des Anarchismus, das aber die wesentlichen und bis heute gültigen Grundüberzeugen benennt. Ein weiterer Essay trägt den Titel "Die Verbrechen Gottes" und ist eine Auseinandersetzung mit dem religiösen Glauben. Basierend auf rationalen Überlegungen widerlegt er den Gottesglauben und propagiert den Atheismus. Weiterhin findet sich der Aufsatz "Die anarchistische Synthese" in der Sammlung, der noch durch den Abdruck einer Kommentierung durch den italienischen Anarchisten Luigi Fabbri ergänzt wird. In diesem Essay verteidigt Faure die Vielschichtigkeit der anarchistischen Strömungen, die von vielen GenossInnen als eine Schwächung wahrgenommen werden. (Maurice Schuhmann)
Buch, 80 Seiten